Vom Erwachsenwerden träumen wir, wenn wir jung sind. Voller Begeisterung erwarten wir das Alter der eigenen Verantwortung, der Freiheit und der Ungebundenheit. Wir sehnen uns nach dem Moment, an dem uns alles offen steht.

Erwachsen-sein
„Was kommt dann noch?“, fragen wir uns, wenn wir zwischen Angst und Sicherheit taumeln.
Gedanken von Anna W. von Huber über das Erwachsensein 11.02.2024
Vom Erwachsenwerden träumen wir, wenn wir jung sind. Voller Begeisterung erwarten wir das Alter der eigenen Verantwortung, der Freiheit und der Ungebundenheit. Wir sehnen uns nach dem Moment, an dem uns alles offen steht.
Wenn wir zwanzig sind, erleben wir ein Erwachsenwerden der Veränderung. Wir erleben uns in allen Bereichen und sehnen uns nach nichts außer der großen Freiheit, nach Liebe – der unendlichen Liebe, für die wir Welten und Berge besteigen würden.
[Manche haben Glück und finden dieses lang ersehnte Bedürfnis. Manche weniger. Sie bleiben rasend auf der Suche. Auch wenn sie es nicht zugeben wollen, sind sie doch auf der Suche. Denn was sind wir schon ohne diesen Anreiz im Leben, ohne diese Macht, die uns Hoffnung gibt?]
Wenn wir uns in Gesprächen austauschen und das Glück haben, die Verantwortung noch nicht für mehr als für uns tragen zu müssen, dann erzählen wir uns von den Träumen, die wir ins Leben erwecken wollen. Wir erzählen uns von den Geschichten der Menschen, die uns inspirieren und motivieren. Voller Tatendrang streben wir nach neuen Freundschaften, die uns weiter bringen, die uns motivieren.
Mitte zwanzig sind wir mitten drin in diesem Trubel der Entscheidungen. Wir haben nun endlich den Weg der eigenen Freiheit erreicht und beginnen ihn zu beschreiten. Alles noch offen. Nicht alles neu. Aber wir sind noch frei, weil wir noch im Leben des Verlangens stecken.
Ende zwanzig verändern sich diese Momente. Wir werden älter. Wir werden ruhiger und vor allem werden wir ein bisschen einsamer. Lachend leben wir nun in mal gelassener, in mal aufregender und stressiger Zeit. Alles ein bisschen stiller, aber nicht ruhiger, vor allem aber weil wir routinierter werden. Wir haben keine Kraft für abenteuerliche Illusionen, die vor noch so kurzer Zeit so wahrscheinlich klangen. Wir rennen aber wir kennen die Schritte immer besser. Die Route wird erkennbar.
Wir fragen uns nicht mehr, was wir träumen oder wohin wir reisen wollen. Wir fragen uns, wie sich unsere Träume erfüllt haben, wie wir unsere Ziele erreicht haben und was wir bereit sind, dafür zu tun.
[Das ist es, was mir als prägendstes Moment aufgefallen ist. Und plötzlich begann ich mich zu interessieren, wie jemand seine Ziele erreicht hat und nicht mehr nachzufragen, was denn die großen Ziele sind. Das Tun stand nun im Vordergrund und nicht mehr die Idee.]
Die großen Gemeinsamkeiten gehen ihre Wege.
Die großen Freiräume werden leer, große weite Räume.
Wir verlieren die Zeit mit unseren Freunden zu teilen. Wir wollen das so gerne und irgendwie läuft alles immer schneller.
Die ersten neuen Freundschaften entstehen.
Die ersten kleinen Wesen kommen uns entgegen und wir laufen weiter.
Was kommt dann noch fragen wir uns. Wenn wir zwischen Angst und Sicherheit taumeln.
Ich weiß es nicht, denn ich bin gerade hier.
Ich stecke mittendrin in diesem Trubel der letzten 20-er Jahre.
Und irgendwie ist es doch auch wunderbar, wie wir das alles erleben dürfen. Das Dasein in seiner Vielfalt.
Und jetzt höre ich an einem schönen Sonntag erstmal Miles Davis und trinke einen Kaffee.
Für l.


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