Einführung

Portrait von René Descartes
Frans Hals, De eeuw van Rembrandt, Bruxelles.
René Descartes, der im 16. und 17. Jahrhundert lebte, gehört zu einen der erfolgreichsten Denker der abendländischen Philosophie. Seine große Idee: Das Denken befreit uns.
Am 31.03.1596 ist Descartes in La Haye in Frankreich geboren und starb am 11.02.1650 in Stockholm. Er gilt als Begründer der neuzeitlichen Philosophie des Rationalismus, welche Autoren wie Spinoza, Malebranche und Leibniz später weiterführten.
Diese philosophische Richtung steht in strikter Konkurrenz zu der Philosophie des Empirismus, welche die Autoren Thomas Hobbes, John Locke und David Hume weiterführten.
Auch stand der cartesische Dualismus in Konkurrenz zur Naturphilosophie.
Der kulturelle Kontext und Descartes Leben

Darstellung des zweiten Prager Fenstersturzes
Johann Philipp Abelinus, Theatrum Europaeum, Band 1, Seite 16 Theatrum Europaeum. Digitalisat der Universitätsbibliothek Augsburg.
Der Prager Fenstersturz im Jahr 1618 markiert geschichtlich den Beginn des 30-jährigen Krieges.
Descartes wächst zu der Zeit des 30 – jährigen Krieges (1618-1648) auf und damit auch in einer Zeit, die in ganz Europa von Hungersnöten, Seuchen und Armut geprägt war.
Er selbst wird 1616 sein Jura Staatsexamen abschließen, begibt sich auf Reisen in Dänemark und Deutschland und muss als Feldsoldat zunächst in den 30- jährigen Krieg. Descartes lebt an verschiedenen Orten, zieht oft um und vor allem ist er nicht nur Philosoph, sondern auch Mathematiker und Naturwissenschaftler. Diese naturwissenschaftliche Seite zeigt sich vor allem in seinen philosophischen Schriften. Descartes geht es nicht um eine schöne Geschichte oder um eine künstlerische Verarbeitung bestimmter Themen, nein, er will Beweise, wie in der Mathematik oder in der Naturwissenschaft. Er strebt nach Wissen. Dabei erreicht er nicht nur in der Philosophie Erfolge, sondern auch in der Mathematik mit der Begründung der sogenannten analytischen Geometrie oder in der Physik als Forscher der Lichtbrechung und des Regenbogens. Sein Leben endet mit einer Lungenentzündung in Stockholm.
Philosophische Theorie
Cogito ergo sum
— René Descartes

Das philosophisch wichtigste Werk bei René Descartes bleibt Meditationen über die erste Philosophie. Das Werk wird 1641 in Paris veröffentlicht und führt dazu, dass Descartes sein scheinbar schönes, zurückgezogenes Leben nun aufgeben muss. Er wird heftig kritisiert, vor allem von Jesuiten und den Universitäten. Aber warum?
Die Trennung von Körper und Geist – der Dualismus
Descartes glaubt daran, dass das Denken etwas ist, was vom Körper getrennt funktioniert. Nur deswegen haben wir überhaupt die Möglichkeit, uns selbst als etwas zu erfassen. Das nennt man auch die Theorie des Dualismus.
Es gibt also zwei voneinander getrennte Einheiten: Der Körper (res extensa) und der Geist (res cogitans)
Diese Idee einer Trennung von Körper und Geist gibt es bereits schon vor Descartes. So war auch Platon der Ansicht, dass es eine vom Körper unabhängige Seele gibt, die irgendwo in uns Menschen herumschwirrt.
Das Neue ist bei Descartes vor allem das Alleinstellungsmerkmal des eigenen Denkens. So ist Platon noch in einer Welt, die von einem Außen bestimmt wird. Das Leben ist kontemplativ. Eine Art von Selbstbewusstsein gibt es bei Platon noch nicht.
In der Zeit des Mittelalters und damit auch der Kirche ist es Gott, der den Weg jedes einzelnen Menschen vorgibt. Der Mensch als Wesen ist vielleicht schon auf einen Weg, Entscheidungen zu treffen und ein Ich zu entwickeln, allerdings ist alles bereits vorgegeben.
Das Ich muss einen Weg finden, der eigentlich durch Gott bereits vorgegeben wurde.
Mit Descartes entwickelt sich nun ein Denken, welches beginnt, das Schicksal in eigene Hände zu nehmen. Mit seiner Annahme Cogito Ergo Sum setzt er das Denken an erster Stelle. Ich denke – also bin ich.
Der Zweifel – Cogito ergo Sum
Das heißt, eine Art von Selbstbewusstsein wird nur dann entwickelt, wenn wir denken. Aber sind denn unsere Gefühle und unsere Erfahrungen nicht auch Teil unseres Selbstbildes? Nein, für den neuzeitlichen Philosophen ist das nicht der Fall, denn: Körper und Geist sind strikt voneinander zu trennen. Er glaubt, dass Erfahrungen und Gefühle oft gerade darin bestehen, uns zu täuschen.
Für Descartes liegt das Wissen nicht wie für David Hume in einer Einheit von Körper und Geist, sondern allein im Geist. Er sieht es als etwas Höheres an, als etwas das herumschwirrt. Und weil es etwas Höheres ist, unterliegt dieses Denken auch nicht dem Täuschen.
Denn nur indem wir denken, können wir überhaupt wissen, dass wir vorhanden sind. – So jedenfalls Descartes.
Damit entsteht sein Satz: Cogito Ergo Sum. Ich denke und nur weil ich denke, bin ich mir bewusst und damit existiere ich. Wir werden also durch unser Denken nicht getäuscht oder leben in einem Traum. Die Vernunft ist dabei auch das, was den Menschen zum Menschen ausmacht und vom Tier unterscheidet – so Descartes. (Vgl. Discous de la méthode, Erster Teil, s. 2)
Das Denken kann vom Ich nicht getrennt werden das Ich ist seinem Wesen nach ein »denkendes« Wesen (»res cogitans«) und hat damit die sicherste Wirklichkeit.
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Die Methode
Als Wissenschaftler möchte Descartes natürlich eine Antwort finden. Er will einen Weg schaffen, um alles bisher Bekannte und Klare zu wirklich Bekannten und Klaren hinzuführen.
Er veröffentlicht eine Schrift mit dem Titel: Discours de la méthode 1637 in Leiden und legt damit erstmals seine Methode dar.
Diese Methode ist eine Deduktion und zielt auf eine Untersuchung vom Allgemeinen zum Einzelnen ab, distanziert sich aber eindeutig von der Syllogistik des Aristoteles.
Konsequenz seines Schreibens
Descartes geht mit dieser Methode so weit, dass er in seinen Methoden sogar Gott beweisen will. Ein heftiger Versuch war es damals noch Gott, der scheinbar das Leben und Schicksal jedes Menschen vorherbestimmte, sollte nun Gott überhaupt bewiesen werden müssen. Denn: Die Idee einer Bestätigung eines Gottesbeweises impliziert auch die Annahme, dass es möglich sein könnte, dass Gott eben nicht existiert. Das alleine hat der Kirche gereicht, um seine Schriften zu verbieten.
Er wird von der Kirche verbannt und flieht in das damals liberale Stockholm auf Einladung der Königin.
Im Film The Truman Show aus dem Jahr 1998 könne Truman (gespielt von Jim Carrey), weil er denkt, für Descartes ausbrechen und verstehen, dass alles eine Show ist. Truman würde aber nicht ausbrechen, weil er Gefühle vermisst oder weil er ein Gefühl der Täuschung hat, sondern weil er denkt. Ganz einfach, weil er denkt.
Dom Cobb (gespielt von Leonardo DiCaprio) im Film Inception aus dem Jahr 2010 würde nicht seine Träume von er Realität durch Übungen und physische Reaktionen unterscheiden können, sondern alleine weil er denkt.
Für die Philosophiegeschichte ist Descartes von großer Bedeutung gewesen. Sein Denken zeigt eine radikale Wendung in der Geistes- und Kulturgeschichte Europas. Zum ersten Mal beginnen wir eine Art von Selbst – Bewusstsein zu entwickeln, das nicht durch Gott oder andere äußere Umstände gegeben ist. Zum ersten Mal geht man überhaupt davon aus, dass der einzelne Mensch eigenständig denken kann und auch unabhängig von seinem Umfeld Entscheidungen treffen kann. Für eine Aufklärung und eine Abwendung der dogmatisierten Staats – und Religionslehre unglaublich wichtig.
Ein Problem hat Descartes aber damit nicht gelöst. Denn wer kann schon mit Sicherheit sagen, dass mein Denken mich nicht auch täuscht? Und dass Körper und Geist voneinander zu trennen, bleibt wohl auch eine sehr veraltetere, von der Wissenschaft längst überholte Annahme.
Literaturempfehlungen und Quellen
René Descartes:
Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences. Ian Maire, Leiden 1637.
Meditationes de prima philosophia, Paris 1641.
Die Leidenschaften der Seele, Paris 1649.
De homine (postum 1662)
Bildquelle Titelbild: Illustration von René Descartes, public domain.


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