Metaphysik bezeichnet die Lehre über die Physik hinaus – griech. meta ta physica = hinter der Natur /über die Natur hinaus. Der Begriff Metaphysik wurde in Aristoteles´ Büchern über die Natur erfunden. Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.) als der Herausgeber der Schriften von Aristoteles ordnete dabei bestimmte Stellen als hinter der Physik ein und begründete damit den Begriff Metaphysik. Sie gilt als Grundbaustein westlich geprägter Philosophie und beschäftigt sich, wie der Name schon erkennen lässt, mit allem, was über die empirisch erfassbare und erfahrbare Welt hinausgeht – mit allem, was scheinbar nicht erklärbar oder erfassbar ist. Sie beschäftigt sich mit dem Sein, Kategorien, Substanzen, dem Wesen und mit Themen wie dem Leib-Seele-Problem. Metaphysik ist eine Suche nach der Antwort auf die Weltfrage – die Suche nach einer Begründung – letztlich von allem.
Aristoteles behauptet:
„Es gibt eine Wissenschaft, die das Seiende, insofern es seiend ist (on hê on) betrachtet und das, was ihm an sich zukommt. […] Da wir aber die Prinzipien und die höchsten Ursachen suchen, so ist es klar, daß diese Ursachen einer bestimmten Natur als solcher sein müssen. […] Also müssen auch wir die ersten Ursachen des Seienden, insofern es seiend ist, erfassen.“
Met. IV 1, 1003a 21-32
Neben Aristoteles und Platon gilt René Descartes als wichtiger Befürworter der Metaphysik. Er begründet den Satz Ich denke also bin ich= cogito ergo sum und begründet damit die Erfassung des Menschen als ein denkendes Wesen. Für ihn besteht eine Trennung zwischen Körper und Geist und für ihn ist es eindeutig, dass es über den Körper hinaus bestehende Dinge geben muss. Demgegenüber finden wir Lehren wie die von Heraklit und seiner Idee des Panta rhei. Diese Idee Heraklits wird später mit der Idee der Dynamis vom deutschen Philosophen und Metaphysik-Kritiker Nietzsche erweitert werden. Auch Rudolf Carnap kritisiert Anfang des 20. Jahrhunderts die Metaphysik. Er behauptet:
„Vielleicht ist die Musik das reinste Ausdrucksmittel für das Lebensgefühl, weil sie am stärksten von allem Gegenständlichen befreit ist. […] Metaphysiker sind Musiker ohne musikalische Fähigkeit.“
Carnap, Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache, in: Erkenntnis 2, 1931, 219-241; hier: 240.
Betrachtet man die Wortverbindung hinter der Materie unter Berücksichtigung seiner enormen Wirkmacht in der westlich geprägten Philosophiegeschichte aber auch in der Kulturgeschichte, so zeigt sich deutlich, wie stark das westliche Denken von einem Körper – Geist Denken geprägt worden ist. Hinter der Physik also hinter der Materie soll etwas bestehen. Wir können in der uns erfahrbaren Welt nicht alles erfassen und verstehen. Irgendetwas muss es außerhalb dieses Kosmos geben, so die Metaphysik. Das bedeutet – versteht man die lange Tradition von Platons Ideenlehre sowie Descartes´ Idee der Leib Seele Trennung – einen Dualismus und damit ein dualistisches Weltbild. Die Problematik besteht nun darin, dass durch den Versuch die Welt hinter einer Materie zu begründen und zu erklären ein exklusives Denken über die Welt entsteht. Einen Ausweg versucht dabei die Phänomenologie zu finden, indem sie behauptet, dass es durchaus etwas hinter der Natur geben muss, dies aber nicht erklärbar sondern lediglich erfahrbar zu sein scheint.


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