Heraklit von Ephesos

Heraklit ist bekannt für seine Aphorismen, Paradoxien und Wortspiele. Für ihn besteht die Welt in einem ständigen Werden und Vergehen. Alles fließt und ist miteinander auf irgendeine nicht erklärbare Art verbunden. Nichts bleibt wie es ist und dabei ändert sich alles in jedem Moment weiter…

Und alles fließt und fließt und …

Was bedeutet es, sich zu verändern? Wer bin ich noch, wenn sich meine Erfahrungen nicht nur verändern, wenn sie nicht nur Bruchstücke eines Gesamtkonzeptes sind, sondern wenn ich mich durch sie als Ganzes nicht mehr erkennen kann?

Was bleibt dann noch? Wenn Worte ausgesprochen nicht mehr auszusprechen sind? Wenn alles fließt und sich verändert, wo finden wir noch Halt und Zuversicht? Gibt es noch Ufer oder wird sich alles in jedem Moment verändern, in einer Welt die sich ständig wandelt?

Unsere Gegenwart ist überfüllt von Veränderungen, von neuen Formaten, neuen Ideen und neuen Lebensentwürfen.

Können wir unseren Halt finden, wenn alles fließt?

Hendrick ter Brugghen – www.rijksmuseum.nl : Home : Info

Das Musikstück. Das ihr hört, habe ich vor Jahren verfasst. Die Idee war die der ständigen Variation und Veränderung einer Grundmelodie. Zusammen ergibt sich ein Klang, der sich aus einer Summe von Variationen einer ersten Form bildet. – Dreaming, Soundcloud https://soundcloud.com/annawvonhuber/tracks

 Heraklit  (* um 520 v. Chr.; + um 460 v. Chr.) wächst auf in Ephesos.

Er schreibt als griechischer Philosoph bereits früh über das Prinzip des ständigen Flusses. Er selbst ist auch ein fließender Philosoph. Niemand kann ihn wirklich fassen, keine genaue Quelle ist vorhanden oder eine Schrift, die nach ihm belegt ist. 

Jahrhunderte später ist es Herman Diels, der das bekannte Werk: „Die Fragmente der Vorsokratiker“ verfasst und damit einen Grundbaustein für das Verständnis der Philosophie vor Sokrates legt. 

Heraklit wird damit auch zu den Vorsokratikern gezählt, eine philosophische Bewegung, die sich vor allem mit dem Verhältnis von Natur, Mensch und Kosmos auseinandersetzten. Sie betrieben dabei auch Mathematik, Naturwissenschaften und sind für viele moderne Philosophen von großer Bedeutung (gewesen.)

Heraklit ist bekannt für seine Aphorismen, Paradoxien und Wortspiele. Für ihn besteht die Welt in einem ständigen Werden und Vergehen. Alles fließt und ist miteinander auf irgendeine nicht erklärbare Art verbunden. Nichts bleibt wie es ist und dabei ändert sich alles in jedem Moment weiter. In seinem Fragmenten über die Natur wird dieses Wechselspiel deutlich. Er offenbart nicht eine eindeutige Idee. Wir als Lesende werden auch keine klaren Argumente finden, vielmehr ist es ein Abwägen zwischen verschiedenen Aspekten. Aufgebaut ist es dabei in einfachen aneinandergereihten Sätzen.


panta rhei :

ÜBER DIE NATUR WERDEN UND VERGEHEN WENN ALLES FLIEßT UND FLIEßT UND FLIEßT KANN MAN NICHT ZWEIMAL IN DEN SELBEN FLUSS STEIGEN WIR FINDEN NIEMALS DEN ANFANG ZURÜCK ZU DIR WER WAR DAS NOCH GLEICH

„Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu.“ 

Heraklit, Über die Natur

Panta rhei. Der Ausspruch, den wir von Heraklit erhalten, trifft nicht nur auf Perspektiven und Geschichten zu, sondern auch auf uns Menschen, wie wir uns definieren, wie wir uns selbst verstehen, zu. 

Nichts ist wie es war und so versteht sich auch das Selbstbild.

Das bedeutet, wir sind es, die an einem Ort immer wieder von Veränderungen umgeben sind. Jede Sekunde, jeder Bruchteil einer Sekunde bedeutet eine neue Welt. 


Chicago: (Notiz am letzten Tag) 

Bevor ich nach Chicago gereist bin, war ich jemand anders. Jetzt bin ich wieder jemand anders. Alles fließt. Alles dreht sich und verändert sich. Meine Eindrücke waren vor allem die Veränderung der Größe, die Weite, als ich bis zu diesem Moment noch nicht gesehen hatte. 

Chicago, Oktober 2023

Alles fließt und irgendwie wird alles anders. Auch die Perspektiven beginnen zu fließen, denn du bist so viel ruhiger als ich erwartet hatte, meine Richtung ändert sich mit dir. Ich sehe mich mit Augen der Veränderung. Die Sprache umgeben von Neuem, trying something neues wie Mrs. Kaleko vielleicht geschrieben hätte?

Auch meine Perspektive zu Poetry Foundation ändert sich. Es ist alles so viel kleiner als gedacht, als es medial bleibt. Erst vor Ort oder erst im Gespräch können wir uns eine eigene Perspektive schaffen. Alles andere sind Erzählungen, die wir aufgreifen.

Wie schön die Farben waren…

Alles ist in Verbindung, im ewigen Kosmos. 

Das heißt also, wie wir uns selbst definieren, bleibt im Wandel. Es fließt, würde Heraklit wohl schreiben.

Ich denke, dass gerade die Idee, dass alles ewig fließt und ineinander übergeht von besonderes schöner und wichtiger Bedeutung sein kann. 

Als Inspiration war Heraklit sehr bedeutsam. Dabei waren es vor allem Namen wie Friedrich Nietzsche, Heidegger oder Goethe, die sich vor allem mit Heraklits Annahme der Flusslehre begeistert auseinandersetzen…Doch dazu später mehr..


Tipps und Empfehlungen:

Safiye Can hat eine schöne konkrete Poesie zum Thema Heraklit und Panta Rhei erarbeitet. Schaut euch das hier an:

https://www.safiyecan.de/wp-content/uploads/Safiye-Can_konkrete-poesie_concrete-poetry_somut-siir_Heraklit_Panta-Rhei_Alles-fließt1.jpg


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